Zero Waste A-Z

Was genau ist Zero Waste und warum der Aufwand?

Ist Recycling nicht genug und wie recycle ich richtig?

Wie kann ich Plastik vermeiden?

Diese und weitere Fragen sollen zukünftig in unserem Blog durch eigene und Gastartikel beantwortet werden,

wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen.

17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung.

Es ist Zeit, die guten Vorsätze umzusetzen

von Christian Gollmer (Forum für Nachhaltigkeit fürs Bergische)

Unter dem Motto “Fair statt mehr” hinterfragt die 19. Faire Woche mit Blick auf SDG 12, wie Konsum- und Produktionsmuster aussehen müssen, um möglichst vielen Menschen in Nord und Süd ein gutes Leben zu ermöglichen.

In diesem Artikel, der erstmals in der Zeitschrift „Einblick“ der Kette E.V. veröffentlicht wurde, stellte ich die 17 Globalen Nachhaltigkeitsziele näher vor.

Die meisten Veränderungen starten mit guten Vorsätzen. An Neujahr haben wir noch überlegt, was wir in diesem Jahr verändern möchten und wie wir das Vorgenommene umsetzen. Doch schnell holt uns der Alltag ein und es fällt uns schwer, den eigenen Vorsätzen treu zu bleiben. Mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen hat sich die Weltgemeinschaft im September 2015 große

Vorsätze vorgenommen und sich auf 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung geeinigt. Das Neue daran ist: Sie sind universell gültig und nehmen nicht nur die Entwicklungs- und Schwellenländer, sondern auch die Industrieländer in die Verantwortung. Kernstück bildet ein ehrgeiziger Katalog mit 17 Zielen (Sustainable Development Goals, SDGs). Diese berücksichtigen erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit gleichermaßen – Soziales, Umwelt, Wirtschaft. Die Ziele sind unteilbar und bedingen einander. Ihnen sind fünf Kernbotschaften als handlungsleitende Prinzipien vorangestellt: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft.

Aber was haben diese 17 Ziele mit uns zu tun?

Dazu sollten wir uns als erstes anschauen, welche genauen Ziele sich die Staaten- gemeinschaft und somit auch Deutschland gesetzt haben:

SDG 1: Keine Armut: Bis 2030 soll Armut in allen Ausprägungen beendet sein. Für Deutschland bedeutet dies, dass die Anzahl der hier in Armut lebenden Menschen um die Hälfte gesenkt werden soll.

Laut dem Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes aus 2019 waren im Jahr 2018 15,5 Prozent der Menschen in Deutschland von Armut betroffen. Im Vergleich zu 2017 sank die Armutsquote damit um 0,3 Prozent. Bezogen auf NRW mit seinen 18 Mio. Einwohnern verzeichnet der Bericht eine Armutsquote von 18,1 Prozent. Damit ist fast jeder fünfte Einwohner aus NRW von Armut betroffen. Die Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte einen Report mit Daten aus dem Jahr 2017, die eine Verschlechterung vor allem bei der Jugend- und Altersarmut zeigen. Somit sind wir hier in Bergisch Gladbach und dem Kreis noch weit von der Erfüllung dieses Zieles entfernt. Menschen mit Migrationshintergrund, genauso wie Arbeitslose, Alleinerziehende, Kinderreiche oder Menschen mit unzureichenden Bildungsabschlüssen bilden die Hauptrisikogruppen der Armut. Hier müssen und können die Stadt und der Kreis durch entsprechende Maßnahmen Fortschritte anstreben und umsetzen.

SDG 2: Kein Hunger: Bei der Umsetzung dieses Ziels auf kommunaler Ebene geht es insbesondere um eine bessere Versorgung und den Umgang mit Lebensmitteln. Ziel ist die Stärkung einer nachhaltigen Landwirtschaft sowie einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln durch uns Verbraucher zu fördern.

Landwirtschaft und Naturschutz im Bergischen Land stehen in den kommenden Jahren vor vielen Herausforderungen. Ein möglicher Indikator für dieses Ziel ist der Stickstoffüberschuss pro Hektar in der Landwirtschaft. Stickstoff ist ein essenzieller (lebensnotwendiger) Nährstoff für alle Lebewesen. Im Übermaß in die Umwelt einge- brachter Stickstoff führt jedoch zu Belastungen von Land- und Wasser-Ökosystemen. Während der Eintrag aus Abwässern in den letzten Jahren deutlich reduziert werden konnte, stellen Einträge aus der Landwirtschaft weiterhin ein großes Problem dar. Hier können auch wir Verbraucher aktiv werden. Unter “ökologischer Landwirtschaft” (Bio-Produkte) wird eine Produktionsmethode verstanden, die auf Umweltschutz und tierschutzrechtliche Bestimmungen ausgerichtet ist. Unter Verzicht von Pestiziden und chemischen Dünger wird das Grundwasser nicht belastet. Sie fördert den Artenschutz und erhält die Bodenfruchtbarkeit – und sie wirkt sich auch positiv auf den Klimaschutz aus. Im Jahr 2015 entfielen in den Privathaushalten in NRW im Durchschnitt 4,1 Prozent der Ausgaben für Lebensmittel und Getränke auf das Bio-Segment. Seit 2012 ist der Bio-Anteil an den Ausgaben für Lebensmittel und Getränke damit nur um 0,7 Prozentpunkte gestiegen. Es besteht also noch Luft nach oben!

SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.

Gesundheit und Wohlergehen. Themen, welche alle Altersschichten interessieren und betreffen. Der Katalog der Unterziele der UN ist lang und betrifft uns alle. Hier finden wir die Forderung, dass bis 2030 die Zahl der Todesfälle und Erkrankungen aufgrund gefährlicher Chemikalien und der Verschmutzung und Verunreinigung von Luft, Wasser und Boden erheblich verringert werden sollen. Laut der Verkehrsunfall- statistik  der  Kreispolizeibehörde  sank  die  Gesamtzahl  der  Verkehrsunfälle von 8.284 in 2017 auf 8.149 in 2018. Ebenfalls verbessert hat sich die Versorgung mit Allgemeinärzten. Hier finden wir 36,9 Ärzte auf 1.000 Einwohner*innen, wobei der NRW-Durchschnitt bei 39,6 liegt. Ein wesentliches Ziel ist die Verringerung des Tabakkonsums. Denn dies kann die Lebensqualität nachhaltig verbessern. Insbesondere hier erreichen wir in Deutschland unsere Ziele noch nicht.

SDG 4: Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern

Bildung stellt einen Schlüssel für eine zukunftsfähige Entwicklung dar. Sie befähigt Menschen, ihre politische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Situation zu verbes- sern. Damit bezieht Bildung nicht nur die schulische, sondern auch die frühkindliche, die fachliche, die berufliche und die höhere berufliche Bildung einschließlich der uni- versitären Bildung mit ein. 2017 haben im Rheinisch-Bergischen Kreis 0,8 Prozent derSchüler*innen die Schule ohne einen Abschluss verlassen. Dies stellte eine Verbesserung von einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr dar. Ein weiteres Arbeitsfeld stellt die Inklusion in der Schule dar. Hier werden seit vielen Jahren Anstrengungen unternommen, um Schüler*innen mit Förderbedarf in die Regelschulen zu integrieren.

SDG 5: Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen

Die UN haben es sich zum Ziel gesetzt, alle Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen überall auf der Welt zu beenden. Natürlich gehörten ebenso die Sicherung der Teilhabe sowie Chancengleichheit im politischen, wirtschaftlichen und öffentlichen Leben dazu. Nach Angaben des  Gleichstellungsministeriums  gab es im Jahr 2016 in NRW insgesamt 22.227 polizeiliche Einsätze wegen häus- licher Gewalt. Unter dem Hashtag #MeToo ist 2017 eine Debatte über Sexismus und Machtmissbrauch losgebrochen. Die Debatte hat sich inzwischen zu einer umfangreichen Auseinandersetzung über den Stand der Gleichberechtigung entwickelt. Damit wurde gezeigt, dass sich Gewalt und Missbrauch durch alle Schichten ziehen und verstärkt thematisiert und bekämpft werden müssen.

Gleichstellungspolitik soll die Chancengleichheit und faktische  Gleichstellung  von Frauen und Männern fördern sowie bestehende geschlechtsspezifische Diskriminierungen bekämpfen. Vor allem Frauen sind von Benachteiligungen am Arbeitsmarkt betroffen. Hier gilt es, faire Einkommensperspektiven zu schaffen und mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Im Rheinisch-Bergischen Kreis waren Ende 2017 in den Positionen des mittleren und gehobenen Dienstes über 60 Prozent Frauen, wobei es im höheren Dienst nur 39 Prozent waren. Der Kreis unternimmt daher vielfältige Aktivitäten, um diesen Anteil zu erhöhen, so z.B. durch Bereitstellung von mehr und besseren Teilzeitmöglichkeiten.

SDG 6: Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten

Klimawandel, zunehmende Urbanisierung (Ausbreitung städtischer Lebens- formen) aber auch das steigende Wachstum der Weltbevölkerung zehren an den globalen Wasserressourcen und belasten die Ökosysteme. Weltweit haben immer noch Millionen Menschen keinen Zugang zur sicheren Trinkwasser- und Grundsanitärversorgung. Für Deutschland ist diese im Rahmen der Daseins- vorsorge gewährleistet. Bei uns besteht vor allem Verbesserungsbedarf bei der Gewässer- und Wasserqualität, die immer noch durch bauliche Maßnahmen oder Einflüsse hoher Schadstoffbelastungen negativ beeinflusst wird. Wasser muss also nachhaltig genutzt werden. Dies bedeutet konkret, die für den Wasserhaushalt wichtigen Ökosysteme wie Wälder, Feuchtgebiete und Flüsse zu schützen oder wiederherzustellen.

In NRW befanden sich 2015 nur ca. 7 Prozent der berichtspflichtigen Gewässer in einem (sehr) guten ökologischen Zustand. Hier spielt es natürlich eine große Rolle, dass NRW und auch der Rheinisch-Bergische Kreis durch Landwirtschaft und Industrie geprägt sind. Es ist insbesondere in solchen Gebieten notwendig, aktiv Wasserschutz zu betreiben.

SDG 7: Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern

Die Sicherung aller Haushalte mit dem Zugang zu Energie ist ein heiß diskutiertes Thema, nicht nur im Rheinisch-Bergischen Kreis. Atomausstieg, erneuerbare Energie, Kohleausstieg – diese Schlagworte zeigen, dass es hier eine breite gesellschaftliche und politische Debatte um die zukünftige Energiegewinnung gibt. Dazu gehört aber auch, die Energieeffizienz der Geräte in Haushalten und Unternehmen zu erhöhen. Es gibt z.B. bei den meisten Stromanbietern Angebote zum Bezug von „grünem“ Strom. Dadurch können wir auch als Verbraucher die Nachfrage nach erneuerbarer Energie erhöhen. Jede und jeder Einzelne hat vielfältige Möglichkeiten, klimaschonender zu leben und den persönlichen CO2- Fußabdruck zu verringern – von der Reduzierung des heimischen Energie- und  Wärmeverbrauchs bis hin zur Veränderung des individuellen Mobilitätsverhaltens. Einen weiteren Faktor stellt die Bioenergie-Gewinnung dar, meist durch Biogas- oder Holzpellets-Anlagen. Hier liegt in unserem Kreis noch ein großes Potenzial.

SDG 8: Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschafts- wachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern

Für Deutschland ist wirtschaftliches Wachstum die Grundlage für die Sicherung des Wohlstands. Um die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen zu gewährleisten, fordern die globalen Nachhaltigkeitsziele einen effizienteren und umweltschonenderen Umgang mit den begrenzten, natürlichen Ressourcen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Wandel der Wirtschaft, weg von fossilen Rohstoffen, hin zu erneuerbaren und nachwachsenden Rohstoffen. Bedingt durch die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik konnten auch wir hier ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum verzeichnen. Indikator dafür ist beispielsweise das Brutto-Inlands-Produkt (BIP) pro Einwohner. Hier verzeichnete NRW einen Anstieg von 91,2 Prozent (2000) auf 107,5 Prozent im Jahr 2017. Ebenfalls ist die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen bei uns im Kreis rückläufig. Natürlich gilt es, Wachstum bei gleichzeitiger Schonung der Ressourcen und eine Steigerung der Effizienz herbeizuführen. Hier befindet sich gerade NRW vor großen Herausforderungen, liegen doch das Rheinische Kohlerevier, die chemische Industrie, aber auch die großen Werke der Automobilindustrie vor unserer Haustür und geben vielen Menschen Arbeitsplätze. Eine weitere Herausforderung stellt die Belastung durch Mehrfachjobs dar, die in den letzten Jahren bundesweit stark gestiegen ist.

SDG 9: Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen

Dabei geht es darum, dass der Zugang zu Wasser- und Abwasser, Internet, Mobilitätsangeboten und Energie nachhaltig gestaltet wird. Zur langfristigen Umsetzung spielen vor allem der effiziente Einsatz von Ressourcen und der Ausbau von umweltschonenden und sauberen Technologien eine große Rolle. Für öffentliche Planungen müssen Erfordernisse wie Gesundheit, Lärmschutz, Luftreinhaltung, Klimawandel und -anpassung sowie der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen beachtet werden. Doch auch Unternehmen sollen ihren Beitrag zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele leisten, u.a. mit einer ressourcenschonenden und schadstoffarmen Produktion. Mit der zweiten Regionalkonferenz zum Integrierten Mobilitätskonzept im Rheinisch-Bergischen Kreis im März 2019 wurden der Projektablauf und die bis dahin vorliegenden Handlungsfelder und Einzelmaßnahmen vor- und zur Diskussion gestellt. Durch das Konzept wurde ein Grundstein zu einer integrierten Weiterentwicklung zukunftsfähiger Mobilitätsangebote gelegt, z.B. das Vorhandensein eines Radverkehrsnetzes, welches sowohl regional wie kommunal durchgängig sicher und komfortabel befahrbar ist. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur für eine intelligente Mobilität oder die Entwicklung eines funktionierenden Gesamtverkehrssystems zur Staubekämpfung sind weitere wichtige Indikatoren.

SDG 10: Ungleichheit in und zwischen den Ländern verringern

Dieses Ziel fordert, die Einkommens- und Vermögensungleichheiten – auch in Deutschland – zu verringern. Dabei geht es darum, die Chancengerechtigkeit und die Teilhabemöglichkeiten für alle Menschen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Behinderung, Rasse, Ethnizität, Herkunft, Religion oder wirtschaftlichem Status – zu gewährleisten. Auch künftig bedeutet dies, z.B. die Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt zu fördern  oder  die  Menschen  mit  Fluchterfahrung  bei  der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit und der Integration in die Gesellschaft zu unterstützen. Gerade die Verteilung von Vermögen ist ein wichtiger Indikator bei diesem Ziel. In NRW waren im Jahr 2017 über 17 Prozent der Bevölkerung von relativer Einkommensarmut betroffen. Damit lag die Armutsrisikoquote um 2,6 Prozent höher als im Jahr 2005. Seit 2006 ist ein leichter, nahezu kontinuierlicher Anstieg der Armutsrisikoquote zu verzeichnen. Menschen mit Migrationshintergrund sind beispielsweise überdurchschnittlich häufig von relativer Einkommensarmut betroffen. Hier lag die Armutsrisikoquote 2016 bei 31,1 Prozent.

Laut dem Inklusions-Barometer von „Aktion Mensch“ ist der Zugang für Menschen mit Behinderung zum ersten Arbeitsmarkt leider immer noch nicht selbstverständlich, obwohl sie als qualifizierte Kräfte zunehmend an Bedeutung für die Wirtschaft gewinnen. Weiter kann man dort lesen, dass sich auch die Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten durchaus positiv entwickelt hat.

SDG 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher und nachhaltig gestalten

Das städtische Wachstum soll bis 2030 inklusiver und nachhaltiger gestaltet werden, zum Beispiel durch den Ausbau nachhaltiger Verkehrssysteme, die Senkung der Umweltbelastungen pro Kopf oder durch die Ausweisung von mehr Grünflächen und vielfältig nutzbaren öffentlichen Räumen. Auch Themen wie die kommunale Abfallbehandlung und die Verbesserung der Luftqualität spielen eine große Rolle.

Die Industrie- und Handelskammer Köln hat 2017 einmal aufgeschlüsselt, wie  sich die Flächennutzung im Rheinisch-Bergisch Kreis darstellt. So sind bei uns  36,8 Prozent durch Wald, 36,4 Prozent durch Landwirtschaft und 24,7 Prozent durch Siedlung- und Verkehrsfläche belegt (Zahlen aus 2015). Die Erwartungen und Ansprüche zur Nutzung zukünftiger Flächen, bspw. von Bürgern, Industrie, öffentlicher Infrastruktur und Handel, sind verschieden. Hier gelingt  es  nur  durch breite Beteiligungsprozesse, möglichst viele Perspektiven zu kennen und entsprechend in der Planung zu berücksichtigen.

SDG 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellenFür dieses Ziel kann jeder von uns seinen Beitrag leisten!

Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion beinhalten heute, so zu konsumieren und zu produzieren, dass die Bedürfnisse der heutigen und der künftigen Generationen unter Beachtung der Belastungsgrenzen unseres Planeten gedeckt werden können. Hier spielt vor allem die Reduzierung des Abfalls und eine effizientere und umweltfreundlichere Verwendung natürlicher Ressourcen eine große Rolle. Außerdem sollen bis zum Jahre 2030 alle Menschen über nachhaltigkeitsrelevante Informationen und ein Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung verfügen. Daten über die Siedlungsabfallmengen in NRW werden seit dem Jahr 1995 erhoben und lassen sich in der Abfallbilanz nachlesen. Die Menge der Haushaltsabfälle (Haus- und Sperrmüll, Bio- und Grünabfälle, werthaltige Abfälle) ist im Zeitraum 1995 bis 2017 weitgehend konstant geblieben. Sie bewegt sich in einer Größenordnung von durchschnittlich 8,4 Mio. Tonnen. Zu Möglichkeiten den eigenen Konsum zu ändern und dabei noch Abfall zu vermeiden, werden auch konkrete Vorschläge hier in der Ausgabe präsentiert.

SDG 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen

Wie betrifft der Klimawandel den Rheinisch-Bergischen Kreis und was kann jeder Einzelne dagegen tun? Diese Frage treibt einerseits Menschen auf die Straße, be- herrscht die öffentliche Diskussion und spaltet die Meinungen auf der anderen Seite durch widersprüchliche Interpretation und Darstellung von Forschungsergebnis- sen. Beispielsweise sollen bis 2025 in NRW mehr als 30 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Dazu müssten laut dem „Landesverband Erneuerbare Energien NRW“ sofort jährlich 700 Megawatt Wind und 900 Megawatt Photovoltaik zugebaut werden. Bei der Windenergie in NRW ist der Ausbau um über 60 Prozent (2018) eingebrochen. Der Anteil der Windenergie am Stromverbrauch liegt in NRW damit bei 7 Prozent. (Stand 31.12.2017, LEE NRW).

SDG 14: Ozeane, Meere und Meerressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

Die Meeres- und Küstenökosysteme sind für das Leben auf der Erde von höchster Bedeutung. Ziel 14 fordert daher, dass alle Arten der Meeresverschmutzung erheblich verringert und die Versauerung der Ozeane auf ein Mindestmaß reduziert werden. Meeres- und Küstenökosysteme sollen nachhaltiger bewirtschaftet werden.

Bis 2025 soll die Meeresverschmutzung gestoppt oder erheblich verringert werden. Warum ist das wichtig? Durch ungünstige Wirtschaftskreisläufe gelangen zum Beispiel Giftstoffe aus Plastikmüll oder Pestizide aus der Landwirtschaft auch in unsere Nahrungskette. Zudem führt der hohe Ausstoß von CO2 zur Versauerung der Ozeane; mit fatalen Folgen für die Wasserlebewesenund auch für uns Menschen.

Alle Flüsse fließen ins Meer. Daher können auch wir hier in unserer Region aktiv zur Erreichung dieses Ziels beitragen. In NRW sollen bis 2027 die Fließgewässer einen guten ökologischen Zustand bzw. ein gutes ökologisches Potenzial,  entsprechend der EU-Wasserrahmenrichtlinie erreichen. 2015 befanden sich 7,4 Prozent der berichtspflichtigen Gewässer in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand bzw. haben ein gutes oder sehr gutes ökologisches Potenzial.

SDG 15: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen

Intakte Ökosysteme sind die Grundlage für Leben auf der Erde und eine nachhaltige Entwicklung. Gesunde Wälder, Moore, Böden, Flüsse, Seen, Eis und Berge sind Lebensraum und gleichzeitig Grundlage für die Sicherung einer vielfältigen Ernährung, sorgen für saubere Luft und sauberes Trinkwasser und liefern wichtige Rohstoffe.

Dem Verlust an Lebensräumen und Arten muss daher durch wirksame Maßnahmen wie Erhaltung, Schutz und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Naturressourcen begegnet werden. Was können wir konkret dafür tun? Kaufen Sie lokal erzeugte Lebensmittel aus nachhaltiger Produktion, denn diese erhalten die biologische Vielfalt vor Ihrer Haustür. Dazu zählen Hofläden, Milchtankstellen oder auch Produkte von „Bergisch Pur“. Die kurzen Transportwege sparen Energie, schonen damit das Klima und schützen so die biologische Vielfalt auf der ganzen Welt. Bergisch Gladbach ist Fairtrade-Town. Achten Sie daher auf fair gehandelte Produkte, die die Lebensbedingungen von Kleinbauern, beispielsweise in Afrika, verbessern.

SDG 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwick- lung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige,  rechenschaftspflichtige  und  inklusive  Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

Frieden ist aus gutem Grund einer der  fünf Grundpfeiler der Agenda 2030,  mit der sich die Staatengemeinschaft zu weltweit nachhaltiger Entwicklung verpflichtet hat. Ein positives Sicherheitsgefühl ist wesentliche Bedingung für das Zusammenleben in einer Gesellschaft. Hierunter sind einerseits die Bemü- hungen von Deutschland zur Erhaltung oder Wiederherstellung von Frieden auf der ganzen Welt zu verstehen. Daher werden in unserem Land Auslandseinsätze der Bundeswehr in der Regel durch den Bundestag bestätigt. Andererseits ist Deutschland ein wichtiger Partner in vielen Gremien und Verbünden wie dem UN-Sicherheitsrat, der Europäischen Union und anderen.

Für die Bevölkerung ist insbesondere die Wahrung der Rechtsstaatlichkeit von  großer Bedeutung. Ein Rechtsstaat ist ein Staat, in dem die Verfassung und andere Gesetze geachtet und eingehalten werden und die Rechte der Bürger und Bürgerinnen vom Staat geschützt werden. Deutschland unterstützt auch Länder im sog. Globalen Süden, die Rechtsstaatlichkeit aufzubauen und zu stärken.

SDG 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele: Umsetzungsmittel stär- ken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen

Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele können nur durch eine starke, weltweite Partnerschaft erreicht werden. Daher können wir nur jeder für sich und alle zusammen zur Erreichung der Ziele beitragen. Ein wichtiger Baustein dabei ist das eigene Engagement, welches auch das klassische Ehrenamt sowie Initiativen- und Projektarbeit umfasst. Die Gestaltung des eigenen Engagements ist sehr vielseitig. Im Jahr 2014 waren 41 Prozent der Bevölkerung in NRW ab 14 Jahren freiwillig engagiert. Im Januar 2020 erhielten 23 Personen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis die Ehrennadel in Gold als Auszeichnung und Ansporn für alle, die sich täglich für ein besseres Miteinander und somit eine nachhaltige Welt einsetzen.

Für mich stellt dieses letzte Ziel das wichtigste Instrument dar, denn nur durch gemeinsames Handeln, durch eine starke Gemeinschaft und die Solidarität mit den Schwächeren ist ein nachhaltiges Leben in unserer Stadt, dem Kreis und auch global möglich.

Bio-Regio Einkaufshilfe für den Rheinisch-Bergischen Kreis erschienen

Artikel von Claudia Bacmeister, Mitglied AG Umwelt und Gesundheit des Kreisverbands Rhein Berg von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN

Mein Name ist Claudia Bacmeister und ich bin Mitglied der 2019 gegründeten AG Umwelt und Gesundheit des Kreisverbands Rhein Berg von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN. Neben anderen Aktivitäten der AG hat sich Anfang 2020 ein kleines Redaktionsteam gebildet mit dem Ziel, eine Bio-Regio Einkaufshilfe für den Rheinisch-Bergischen Kreis zu erstellen. Wir wollten damit einen Beitrag leisten zur Stärkung der regionalen Bioproduzierenden und der Geschäfte im Kreis, die ausschließlich Bioprodukte in ihrem Sortiment führen. Gleichzeitig wollten wir Anregungen geben, wie die Nachhaltigkeitsziele im Ernährungsalltag umgesetzt werden können, ganz im Sinne von:

Global denken, lokal handeln.

Es gibt inzwischen viele Studien, die belegen, dass der Ernährung auch in Deutschland ein großer Anteil bei den Treibhausgasemissionen zuzuschreiben ist. Mit einer geeigneten Lebensmittelauswahl vornehmlich nach der Faustregel:

PFLANZLICH – SAISONAL – REGIONAL

können wir direkt Einfluss nehmen auf unseren ökologischen Fußabdruck. Dabei ist die ökologische Produktion eine wichtige Basis, denn die ökologische Landwirtschaft ist der konventionellen beim Umweltschutz weit überlegen. Das ist inzwischen wissenschaftliche nachgewiesen (Metastudie Thüneninstitut 2019). Wir als Verbraucherinnen können durch den Kauf ökologischer Produkte mitbestimmen, wie sich die Landwirtschaft auch in unserer Region entwickelt. Und da gibt es erheblichen Nachholbedarf:

Bei unseren Recherchen konnten wir feststellen, dass es zwar einige lobenswerte Bemühungen regionaler Lebensmittelproduzierenden gibt, ökologische Kriterien in ihrem Angebot zu berücksichtigen. Allerdings gibt es bisher nur sehr wenige landwirtschaftliche Betriebe im Rheinisch Bergischen Kreis, die eine tatsächliche Umstellung auf den öko-zertifizierten und damit kontrollierten Landbau durchgeführt haben. Das hat natürlich seine Gründe, die vor allem an der völlig falschen, nämlich flächenbezogenen Subventionierung von Seiten der EU liegen. Doch noch viele andere Faktoren spielen eine Rolle, die wir in unserer Broschüre ausführlich beschreiben. Die Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen ist zwar notwendig, aber nicht ausreichend. Es braucht einen Bewusstseinswandel und eine Änderung des Konsumverhaltens auch und gerade im Hinblick auf die Ernährung.

Mit vielen Hintergrundinformationen wollen wir die Menschen dazu anregen, ihr Konsumverhalten zu bedenken und zumindest schrittweise ein neues Bewusstsein zu entwickeln. Wir erklären, warum biologische Produkte und der ökologische Landbau dabei eine große Rolle spielen, welche Lebensmittelauswahl klimafreundlich ist und welche Rolle die Regionalität dabei spielt. Natürlich wird auch das Thema Verpackung (Plastikmüll) behandelt und dass Fair Trade gerade im globalen Handel bedeutsam ist. Mit einer Übersicht über die Anbieter*innen, die wichtigsten Tipps und die wichtigsten Forderungen an die Politik wollen wir eine konkrete Alltagshilfe anbieten. Die Webversion findet sich unter: https://www.gruene-kreisrheinberg.de/einkaufshilfe/

Wir begrüßen es sehr, dass sich viele Nachhaltigkeits-Initiativen auch hier in Bergisch Gladbach und im Kreis gebildet haben. Dass bald auch ein Ernährungsrat nach dem Beispiel in Köln gegründet werden soll, freut uns sehr. Einer der Sprecher unserer AG, Michael Müller, gehört zu den Gründungsmitgliedern. Wir wünschen uns eine gute Vernetzung untereinander und gute Zusammenarbeit!

Die Broschüre und auch die Flyer sind in der Geschäftsstelle des Kreisverbands (Paffrather Str. 84, 51465 Bergisch Gladbach) erhältlich.Die Broschüre wird unentgeltlich abgegeben. Die GRÜNEN freuen sich aber über eine kleine Spende.

Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf plastikfreies Einkaufen aus?

Artikel von Olaf Martini, Inhaber Martas, Unverpackt-Laden in Bergisch-Glabdach-Bensberg

Vor Corona nahmen die Berichte zum Thema Nachhaltigkeit und Plastikvermeidung beim Einkauf immer mehr zu. Seit der Pandemie ist diese Berichterstattung zurückgegangen. War es nur ein Modeerscheinung? Nein, auch während Corona wird über das Klima gesprochen.

Wir lernen, dass es möglich ist, dass wir alle gemeinsam etwas bewirken können. Strände die wieder sauberer sind, Luft die frischer ist, Verringerung der CO2 Emission und teilweise Entschleunigung im Alltag sind Erfahrungen, die wir dieses Jahr machen.

Der Virus macht uns allen Angst und beherrscht unsere Gedanken in Sachen Hygiene richtigerweise. Mundschutz, Desinfektionsmittel und 1,5 m Abstand sind sinnvolle Maßnahmen. Aber ist es nötig den Zucker, die Mayonnaise und den Senf wieder in Einwegverpackungen anzubieten? Kann es kein Einkaufssystem geben, dass plastikfrei und hygienisch funktioniert?

Leider haben viele Geschäfte, die sich auf den Weg in Richtung weniger Verpackung gemacht haben, in der Krise ihre Maßnahmen wieder zurückgeschraubt. So kann man an der Käse- und Wursttheke jetzt leider wieder nicht mehr mit dem eigenen Behälter einkaufen. Plastikfrei Einkaufen ist heute in konventionellen Supermärkten unserer Region kaum möglich.

Unverpackt einkaufen ist aber nicht schwer und trotzdem hygienisch. – Hygiene wird im Unverpacktladen schon vor Corona besonders groß geschrieben.

In unserem Laden – bzw. natürlich in allen andern Unverpacktläden – waschen wir uns die Hände schon vorher gründlich, da wir mit Lebensmitteln arbeiten. Wir haben unsere Lebensmittel schon vor Tröpfchen geschützt, bevor diese gefürchtet waren. Wir haben unsere Hygiene-Maßnahmen schon streng kontrolliert, bevor dies laut von allen Seiten verlangt wurde. Wir haben ein Hygiene-Konzept, dass hohe Standards erfüllt und vom Gesundheitsamt geprüft wurde. Deshalb ist es weiterhin sicher unverpackt einzukaufen.

Unsere Kunden sind uns auch während Corona treugeblieben und wir freuen uns sehr über die vielen guten Gespräche die wir täglich führen. Das gibt uns Kraft und Ausdauer weiter zu machen und hoffentlich noch viele zum umdenken zu bewegen, auf dem Weg zu weniger Plastikmüll auf unserem Planeten.

https://www.martas-unverpackt.de/

Gemeinsam für Nachhaltigkeit